Warum Sorgfalt beim Kartenlesen wichtig sein kann ...
Eine kleine Geschichte mag verdeutlichen, wie dumm es laufen kann, wenn man eine Karte nicht richtig oder zumindest nicht gründlich liest:
In den 1970er Jahren begab sich der Schreiberling auf einen One-Way-Trip in die Neue Welt. Da er - wie so viele in diesen Jahren - ebenso fasziniert war von spanischem Flair wie von lateinamerikanischen Befreiungsbewegungen, Guerrilla, Dschungel, amerikanischen Ureinwohnern, Überleben im Dschungel ("echten", nicht der TV-Fake von heute) und so weiter, sollte die Reise ohne Wiederkehr in eine ehemalige spanische Kolonie des neuen Kontinents gehen.
Dortmund, Museum für Kunst und Kulturgeschichte: 500 Jahre Gerhard Mercator, 10.3.-10.6.2012(c) Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Was liegt näher als Sprungbrett denn eine der karibischen Inseln, und symbolisch dann auch "die erste": Die erste Station von Cristóbal Colón (hier Christoph Kolumbus genannt) war das karibische San Salvador (Heiliger Retter) - also sollte diese Insel auch dem Schreiberling als Rettungsanker dienen. Auf dem zur Grundausstattung eines jeden Grundschulkinds gehörigen Atlas war die Landung Kolumbus' sogar ausdrücklich vermerkt! Nun gab es zwar dorthin keine Direktverbindung, wohl aber zur zugehörigen Hauptstadt.
Welche Verwunderung aber, als sich bei der Landung (des Flugzeugs) herausstellte, dass in diesen Gefilden keiner (auch kein Kolonialbeamter oder Ureinwohner) die spanische Zunge beherrschte und dort auch wenige (bis gar keine) Bananendampfer auf dem Weg zum Amazonas anlegten ...
Erst im Nachhinein (und nach Scheitern der so europäisch initiierten Befreiung Lateinamerikas) stellte sich heraus, dass ein gar nicht mal so kleines "Br." entlang der Inseln ein deutliches Zeichen dafür gab, dass diese zum britischen Königreich gehörten (zur Druckzeit des Atlas. Zur Zeit der Schreiberling-Ankunft hatten sie sich tatsächlich schon - auch ohne seine Hilfe - befreit).
That reminds me ... Fremdartige Landkarten
Und da der Schreiberling gerade im Zusammenhang mit der Ausstellung "500 Jahre Gerhard Mercator. Vom Weltbild der Renaissance zum Kartenbild der Moderne. Eine Sonderausstellung des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum e.V." im Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturgeschichte - heute 19 Uhr Eröffnung bei freiem Eintritt! - über diesen biografisch wichtigen Flug in die Ferne in den 1970er Jahren nachdenkt:
Dort hat er auch zum ersten Mal eine merkwürdig andere, befremdlich wirkende Karte entdeckt. Die Lufthansa hatte sich damals dem hehren Ziel verschrieben, Karten zu verbreiten, die die Erdkrümmung genauer wiedergeben als eben die gewohnten in der Tradition der Mercator-Projektion. Da sah die Welt auf Papier auf einmal ganz fremd aus ...
Glasgalerie Welti Lichtinstallation (c) Foto: Vera Kriebel, 2010 |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen