Mittwoch, 6. Juni 2018

DKM, Duisburg: Die schwarze Seite

Die ersten Räume des DKM machen es überdeutlich: Bei "Die schwarze Seite" wird zurückgeblickt.

Richard Long
Die schwarze Seite, 04.05.-16.09.2018
DKM, Duisburg

OJO!
Veranstaltungen: Theater "Die im Schatten leben" am 09.06. und 22.07.2018, Abbauhammerkonzert: 21.06.2018 ab 19:00 im Kant-Park Duisburg.
Und zwar vor allem unkritisch. Stilistisch und inhaltlich gibt es wenig Neues.
Im ersten Raum Fotos von Zechenhäusern – unschwer erkennbar, dass Götz Diergarten Becher-Schüler ist. Deren in Fotos festgehaltene Hochofen-Ästhetik ist prägend für den Blick von (wohlgemerkt: nach-industriellen) Generationen auf die Landschaft, die die Montanindustrie hinterlassen hat.




Götz Diergarten
Die schwarze Seite, 04.05.-16.09.2018
DKM, Duisburg
Götz Diergarten
Die schwarze Seite, 04.05.-16.09.2018
DKM, Duisburg


Im zweiten Raum eine Skulptur von Claudia Terstappen, ein Altarbild aus Schutzhelmen und Barbara-Figuren (die heilige Barabara ist Schutzheilige der Bergarbeiter), ergänzt um Porzellanteller mit den aufgedruckten Konterfeis von Bergarbeitern.


Claudia Terstappen
Die schwarze Seite, 04.05.-16.09.2018
DKM, Duisburg
Claudia Terstappen
Die schwarze Seite, 04.05.-16.09.2018
DKM, Duisburg


Richard Long
Die schwarze Seite, 04.05.-16.09.2018
DKM, Duisburg

Zwei Räume sollen noch hervorgehoben werden: Die drei flachen Bodenskulpturen von Richard Long aus Kohle und Rinde sind einfach nur schön. Gereon Krebbers Ömps (bitumen-überzogene Schwämme) und – ein persönlicher Liebling – sein Manna-Mobile, ein Mobile aus schwarz verbrannten Brötchen (Video unten).


Richard Long
Die schwarze Seite, 04.05.-16.09.2018
DKM, Duisburg

Richard Long
Die schwarze Seite, 04.05.-16.09.2018
DKM, Duisburg



In Herne, dem Ausgangspunkt der Ausstellungsserie, verhüllte der Ghanaer Künstlers Ibrahim Mahama Schloss Strünkede mit alten dreckigen Jutesäcken. Das ist an und für sich nichts so schrecklich Neues. Erwähnenswert ist, dass in der Presse zwar süffisant berichtet wird, dass dies vor allem Hochzeitspaare störe, denen so der romantische Hintergrund für ihre Hochzeitsfotos fehle. Der eigentliche Witz ist jedoch, dass dieses Schloss ein Kunstmuseum beherbergt, das wegen Baufälligkeit und Sanierungsbedarf des Gebäudes über Jahre nicht geöffnet war. Der Interessierte, der es in den letzten Jahren zu besuchen versuchte, wurde jedes Mal vertröstet ­– und die Mimik der Mitarbeiter vor Ort machten nur zu deutlich, dass man dort mit einer Wiedereröffnung in diesem Leben nicht mehr rechnete. Das Schloss war eine leere Hülle. Seit September 2017 ist das Kunstmuseum nun wieder gefüllt und geöffnet – man darf gespannt sein, wie lange.

Woran liegt es, dass das Thema der scheidenden Industrie im Ruhrgebiet, des Bergbaus, eine rückwärts gewandte, beengte Kunst erzeugt? Eine, die verklärt Glück-auf anstimmt und den Geruch des röhrenden Hirsches in sich trägt? 
Es bleibt zu hoffen, dass diese Ausstellung auch einen Abschied vom vorwiegend rückwärts gerichteten Blick in eine Zeit darstellt, in der alles eben für die allermeisten Menschen dieser Region nicht besser war. Ein Moment für den Aufbruch in die Zukunft mit einer weltoffenen, kreativen und innovativen Kunst.


Infos zu "Die schwarze Seite" in Duisburg

"Die schwarze Seite" im DKM Museum ist Teil von "Kunst und Kohle", einer Ausstellungsreihe von 17 Kunstmuseen des Ruhrgebiets. Anlass ist die Schließung des letzten Ruhrgebietsbergwerks in Bottrop im Dezember 2018.


  • Laufzeit: 04. Mai 2018 bis 16. September 2018 
  • Adresse / Kontakt: Museum DKM: Güntherstr. 13–15, 47051 Duisburg-Dellviertel.
  • Anfahrt / ÖPNV: 500m vom Hbf entfernt
  • Öffnungszeiten: Sa, So, Feiertage 10-18:00, 1. Freitag im Monat 12-18:00, Mo-Fr nach Vereinbarung.
  • Eintrittspreise: Kombi-Ticket zum mehrmaligen Besuch in allen teilnehmenden Museen über den gesamten Ausstellungszeitraum: 25 € / ermäßigt: 15 €. 
  • Mehr Infos zum Museum DKM mit Kontaktdaten, Anfahrt, Eintrittspreisen usw.
  • Führungen: jeden 1. Freitag im Monat, 16:00 (06.07.2018, 03.08.2018, 07.09.2018), So., 24. Juni (internationaler Tag der Architektur), 15 Uhr,
  • Web: "Die schwarze Seite".
  • Aussstellungsbroschüre zur Reihe "Kunst und Kohle": Download 
  • Begleitprogramm: Theater "Die im Schatten leben" am 09.06. und 22.07.2018, Abbauhammerkonzert: 21.06.2018 ab 19:00 im Kant-Park Duisburg, Mitmachbuch zu "Kunst & Kohle". 

Videos zu "Die schwarze Seite" in Duisburg, Museum DKM


Klaus Maas und Dirk Krämer, 3. Mai 2018


Richard Long mit Bark Circle, Coal Circle Black Charcoal Circle (Neubau, Raum F)






Gereon Krämer: Ömps, Manna-Mobile (Neubau, Raum H)





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