Kunst - Kultur - Freizeit im Ruhrgebiet: Hakashaito Fandanga - deutsch-japanischer Kitsch von Sven Drühl in Duisburg

So viel kunsthistorische Ironie möchte nicht jeder ins Wohnzimmer hängen, auch wenn Sven Drühl betont, dass es ihm "schon darauf ankommt, etwas Schönes" zu produzieren. Sie kommen geziert japanisch und natürlich deutsch daher, die Bilder von Sven Drühl. Auch in stilisiertem Gelehrtendeutsch.

Sven Drühl. Shin Hanga - Japanische Landschaften
Museum DKM, Duisburg, 12.09.2015 - 10.01.2016

Deutsches Markensilikon gibt japanischem Lack Grenzen vor.

Sven Drühl malt Deutsches auf Japanisch und Japanisches auf Deutsch. Er nimmt Motive von Shin Hangas, kombiniert sie neu und malt sie aus.

Shin Hangas (auch: Shin-hangas) sind japanische Holzschnitte, aus den 1920er bis 1930er Jahren, die sich zum einen auf die Holzschnitte traditioneller Art (Ukiyo-e) beziehen, zum Beispiel auf die berühmte Welle aus dem 19. Jahrhundert (Katsushika Hokusai: "Die große Welle vor Kanagawa", ca. 1830). Zum anderen nahmen sie auch westliche Motive auf und ließen sich vor allem von der Romantik inspirieren. Heraus kommt eine nicht nur für Westler merkwürdige Komposition, bei der auch Sven Drühl, der deutsche Künstler von der Lahn (das passt dann irgendwie) und Studiosus aus dem Ruhrgebiet des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts, nicht umhin kann, sie Kitsch zu nennen. Oder: "Postkarte", "Massenkunst", die auch in Japan nicht hoch angesehen ist.

Pieter Irwin Brown: US Embassy in Japan
Shin Hanga (Sammlung Sven Drühl)
Museum DKM, Duisburg, Sven Drühl - Japanische Landschaften 12.09.2015-10.01.2016

Bei Drühl kommt dieser westöstliche Divan dann noch mal mischiger daher: Da nimmt er einen Baumstamm und ein paar Äste aus Irwin Browns Shin Hanga, mischt ihn mit Alpenidylle und Bergen und Seen der Shin Hangas von Yoshida ...

Sven Drühls Bäume - zitiert aus dem Shin-Hanga von Irwin Brown
Museum DKM, Duisburg, 12.09.2015-10.01.2016

Interessant, aber beileibe auch nicht neu sind die weißen und schwarzen Bilder (formuliert man eine Serie draus, wird's gleich viel origineller).

Sven Drühl. Shin Hanga - Japanische Landschaften
Museum DKM, Duisburg, 12.09.2015-10.01.2016

Berge und Felsen, gewaltig romantisch und doch ein wenig wie durch Silikon eingefriedeter Beton, als Gesamtbild dann auf den ersten Blick eine zart stilisierte japanische Kulturlandschaft. Ein zitiertes Zitat. Und trotz des ironisch angehauchten Augenzwinkerns ein wenig zu akademisch, zu kunsthistorisch. Und - ich kann es nicht anders sagen - zu einfach, zu grob, zu kitschig.

Seine Kunstwerke mag man vielleicht nicht im Zimmer hängen haben, eine Führung durch Sven Drühl durch die Ausstellung sollte man sich aber nicht entgehen lassen (ist aber leider derzeit nicht geplant). Denn seine Erläuterungen zu doch sehr gewöhnungsbedürftiger japanischer Drühl-Kunst à la Shin Hanga sind vermutlich unterhaltsamer als die Ausstellung selbst.

Infos zu Sven Drühl. Shin Hanga - Japanische Landschaften

Laufzeit: 12. September 2015 bis 10. Januar 2016.

Adresse und Anfahrt: Museum DKM, Güntherstr. 13 - 15, 47051 Duisburg-Dellviertel, 200m vom Hbf entfernt.
Achtung Öffnungszeiten: geöffnet nur am Wochenende Sa + So 12-18:00 (Gruppen nach Vereinbarung auch Di-Fr). Zusätzlich jeden 1. Freitag 12-18 Uhr (Themenführung um 16 Uhr).
Mehr Infos zum DKM (Eintrittspreise, Sammlung, Kinderprogramm usw.).

Fotos

Sofern nichts anderes erwähnt alle Fotos (c) Vera Kriebel, 09.09.2015, Museum DKM, Duisburg, Sven Drühl. Shin Hanga - Japanische Landschaften, 12.09.2015 - 10.01.2016.