Qiu Zhijie: The
inexistent traveller China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Der sechste Standort für den unermüdlichen China8-Schreiberling ist Gelsenkirchen, genauer: Gelsenkirchen-Buer.
Im Villaaltbau des Kunstmuseums finden sich: Rückblicke auf die Tradition in Form von
- ebenso liebevoll wie minutiös getuschten Landkarten (Qiu Zhijie) oder
- Videolandschaften (Yang Yongliang) (zu beiden unten noch eine Anmerkung),
- kalligraphisch übermalte Körper und Kalligraphie-Paravents (Wang Dongling),
- handwerklich herrlich gefertigten schwarzen Porzellan-Tropfen (Liu Jianhua), die einen angemesseneren Standort verdient hätten,
- einem schon gruselig-meisterhaften Hasen-Protrait (Shao Fan), einem Hasen, der so ernst und stier, so unbeteiligt durch den Betrachter hindurchblickt, der so unhasig ist, dass die begründete Furcht aufkommt, dass er den Betrachter gleich verspeisen oder auffressen wird, und der einem ganz anders und doch ähnlich im MKM Duisburg wiederbegegnet (übrigens erinnert er - vielleicht wegen des Schauers, der einem unwillkürlich beim Anblick den Rücken hinunterkriecht - an die australischen Kaninchen von Taryn Simons "A Living Man Declared Dead and Other Chapters", Kap. VI),
- vom leicht übersehbaren, aber hier bewusst hervorgehobenen wogenden Blätterwald im Minivideo von Frank Tang,
Frank Tang: Impression MappingChina 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen
15.05.-13.09.2015
15.05.-13.09.2015
- auf Pergamentrollen gezeichneten, eher niedlichen chinesischen Stadtlandschaften (Miao Xiaochun), der im NRW-Forum Düsseldorf mit einem spektakulär meisterhaften, aber so völlig anderen Film vertreten ist, dass man kaum glauben mag, dass die beiden Werke von ein und demselben Menschen stammen sollen, und
- von einer - erstaunlicherweise (bitte umdrehen und drumherumgehen!) mit orangegelben und blauen Plastiktüten (Seidenpapier hätte besser gepasst) colorierten - chinesischen Kulturlandschaftzeichnung (Xu Bing), der im Lehmbruckmuseum "irgendwie wstlicher und moderner" mit seinem Tobacco-Project vertreten ist.
(Die "2 Seelen (oder Kunststile) in seiner Brust" - ein rekurrierendes Muster also für den Betrachter: Auch die Stillleben in Marl und sein eher konventionell-aggressives Video im NRW-Forum schreibt man nicht unbedingt einem einzigen Kunstschaffenden, nämlich Wang Gongxin, zu. Shao Fan (der mit dem Horror-Hasen) ist in Hagen mit einer Installation vertreten, die mit ihren wie in der klassischen chinesischen Kalligraphie geziert aufgehängten halbrunden Hörnchen (=Stuhlteilen) so langweilig wirkt, dass man auch achtlos daran vorbeigehen kann, wobei bei beidem der akribische Klassizismus geradezu gefeiert wird.)
Aus dem (inzwischen beim Besucher ausgebildeten chinesischen) Rahmen (auch Schublade genannt) fallen der afrikanisch bunte Urwald-Reigen von Sun Xun oder Wu Yimings Camouflage (Fotos unten), beide aber von eher seichter Qualität.
Die Landkarte von Qiu Zhijie ist nur auf den ersten Blick Vorlage für das Chinareisen-Spiel à la Ravensburger, mit dem wir Älteren vielleicht lieber gespielt hätten statt mit der Deutschlandreise-Unterlage. Es ist ein Wunderland ohne echte Geographie, dafür mit umso mehr Landmarken namens "Natural Disaster", "Water Control", "Ghost"- tatsächlich also eine Spielkarte. Eines Horrorspiels um kapitalistische Ausbeutung eines Landes und seiner natürlichen Ressourcen?
Yang Yongliangs Videolandschaft gibt es gleich dreimal nebeneinander: Eine klassische chinesische Tuschelandschaft, in die der Film zum Alltag einer modernen chinesischen Großstadt mit Baustellen und Verkehr und Lärm eingewoben ist. Auch hier also nur eine nicht einmal oberflächliche Idyllle.
Yang Yongliangs Videolandschaft gibt es gleich dreimal nebeneinander: Eine klassische chinesische Tuschelandschaft, in die der Film zum Alltag einer modernen chinesischen Großstadt mit Baustellen und Verkehr und Lärm eingewoben ist. Auch hier also nur eine nicht einmal oberflächliche Idyllle.
Yang Yongliang: Rising
Mist China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Weiteres vom Schreiberling zur China 8
- Big Bang Boom im Lehmbruckmuseum Duisburg - Zu viel China oder tatsächlich lanweilig? Duisburg Küppersmühle - Am Rande in Gelsenkirchen: unbeteiligt, tuschig, und alles andere als flauschig - Wenig Irritierendes in Mülheim - Hagener Lebensbereicherung mit Porzellan-Deko und schillernden Verzerrungen - In vielerlei Hinsicht bescheiden: Kunsthalle in Recklinghausen - Einsteiger: Düsseldorfer NRW-Forum und Folkwang Essen - Vorabinfo mit Trailer usw. - Verfremdungseffekte: Fotografie in Essen
- Zwei Erfolgsteams bei China 8: Song Dong,Yin Xiuzhen - Lin Tianmiao, Wang Gongxin
- culturd-tv-Beitrag zu Marl - Cultrd.TV zu China8 in Düsseldorf - Cultrd.TV zu den beiden Künstlerduos bei China8
- Mehr Fotos und Videos unten.
Infos zu "Paradigmen der Kunst – Installation und Objekte"
- Kunstmuseum Gelsenkirchen: Infos bei China8.
- Laufzeit: 15. Mai bis 13. September 2015.
- Kurator: Dan Xu.
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11–18 Uhr, Montag geschlossen.
- Eintrittspreise: freier Eintritt! China8-Kombi-Ticket 18 €, ermäßigt 10 € (online auf China8.de). Gilt für alle China8-Ausstellungen und für die gesamte Laufzeit (darin enthalten auch die Shuttle-Busse).
- Am Wochenende kostenlose Shuttle-Busse zu allen Standorten (Download Fahrpläne). Da man so bei der Ruhrgebietsquerung einige Stündchen im Bus sitzen dürfte, ist es gut, dass Guides mitfahren und schon einmal Infos zum nächsten Museum geben.
- Katalog zur Gesamtausstellung 39,-
Shao Fan: Portrait China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Künstler
Frank Tang, Lin Xue, Liu Jianhua, Miao Xiaochun, Qiu Zhijie, Shao Fan, Sun Xun, Wang Dongling, Wu Yiming, Xu Bing, Yang Yongliang, Zhu Wei.
Fotos
Sofern nichts anderes erwähnt Fotos (c) Vera Kriebel, 31.7.2015, China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen: Tradition Heute – Tuschemalerei und Kalligrafie, 15. Mai bis 13. September 2015.Wang Dongling China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Liu Jianhua: Trace China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Liu Jianhua: Trace China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Liu Jianhua: TraceChina 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Qiu Zhijie: The inexistent traveller China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
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Yang Yongliang: Rising Mist China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Miao Xiaochun: Bejing Handscroll China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Miao Xiaochun: Bejing Handscroll China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Miao Xiaochun: Bejing Handscroll China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Sun Xun: The Night of Time Vivarium China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Xu Bing: Background Story Lu Mountain China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
Xu Bing: Background Story Lu Mountain China 8, Kunstmuseum Gelsenkirchen 15.05.-13.09.2015 |
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