Sieverding im K21. Man kennt die monumentalen Fotoserien von Katharina Sieverding mit und zu Katharina Sieverding.
Eine Düsseldorfer Lokalgröße. Wahrscheinlich Düsseldorfer Photoschule, Becher-Klasse, aus der ja auch Gursky oder Ruff stammen?

Katharina Sieverding
K21, 1.11.2024 - 23.3.2025
(c) Vera Kriebel

Meister der Selbstinszenierung

Sieverding ist Jahrgang 1941 - also eine Generation älter als die Becher-Schüler. Und dann ist da noch das Sujet: Sich selbst. Auf dem Ausstellungsplakat, hundertfach, in Serien, als wandfüllendes Selbstportrait: Katharina Sieverding. Das hat nichts mit der "Neuen deutschen Objektivität" (KunstSpektrum) der Becher-Schule zu tun.

Sie lernt ab Ende der 1960er Jahre bei Joseph Beuys - das passt. Beim Meister der Selbstinszenierung.

Sie ist weniger Fotografin als die Bechers und die nachfolgende Generation der berühmten Becher-Klasse, Gurski, Ruff, Höfer und so weiter. Auf den Fotoserien oder riesigen Portraits ist sie meist als attraktive, schöne junge Frau zu sehen. Die sich selbst inszeniert und gekonnt erotisch in Szene setzt. "Sie hat die Selbstinszenierung der heutigen Drag Szene vorweggenommen." (Martin Merz, Ruhrgebiet Black and White). Die sich selbst in ihren Portraits und Performances als "Reflexionsort" begreift, mit den Geschlechterrollen spielt, sie spiegelt (Isabelle Malz, Kuratorin).

Mehr als Fotoserien mit Katharina Sieverding

Tatsächlich aber ermüden die vielen Gesichter der Katharina Sieverding. Im Jahr 2024 provozieren sie nicht und rühren kaum auf, sind nicht einmal gut für ein Skandälchen. Die Performances, in Videos oder anderen Dokumenten festgehalten, können nicht mitreißen - das Schicksal teilen sie mit all den minutiös musealisierten Fluxus-Aktionen, zum Beispiel von Beuys und Yoko Ono.

Die Kuratorin Malz hat für die Ausstellung das Sieverding-Archiv durchforstet: Eine Unzahl Kartons im Sieverdingschen Zuhause, voller Zettel, Zeitungsausschnitte, Notizen, Recherchen, aber auch Einkaufszetteln und Daten zu den Kindern, wie die Kuratorin erstaunt und voller Ehrfurcht vermerkt. Auch eine berühmte Künstlerin soll ein ganz normaler Mensch sein, die vieles, was man eigentlich mit 83 Jahren weggeworfen haben sollte, eben aufhebt. Ein paar Tischchen im K21 zeigen Ausschnitte des Archivs unter wechselnden Fragestellungen.

Katharina Sieverding
K21, 1.11.2024 - 23.3.2025
(c) Vera Kriebel

Nicht ausgelöscht: Unter dem Mahnmal

Aber: Katharina Sieverding hat auch eine andere Seite, die der politischen Konzeptkunst, die einen großen Teil der Ausstellung einnimmt, zum Beispiel "Deutschland wird deutscher".

Das - meiner Meinung nach - beeindruckendste Werk: Die Montage "Encode VII". Das Modell der KZ-Anlage Sachsenhausen und ein Foto des Holocaust-Mahnmals in Berlin sind übereinandergelegt. Und damit werden die Betonblöcke des Mahnmals zu Blockunterkünften des KZs und umgekehrt.

Encode VII
Katharina Sieverding, K21, 1.11.2024 - 23.3.2025
(c) Vera Kriebel

Ohne Katharina Sieverding

Aber insgesamt mag der Funke dieser Ausstellung nicht so wirklich überspringen.

Was fehlt? Katharina Sieverding selbst. Fotowände können auch fade sein. "Katharina Sieverding" ohne Katharina Sieverding ist doch ein wenig langweilig.

Der Titel hier sollte also heißen:

Düsseldorf: Ohne Katharina Sieverding im K21

Katharina Sieverding
K21, 1.11.2024 - 23.3.2025
(c) Vera Kriebel

Infos zu "Katharina Sieverding", K21, Düsseldorf

Laufzeit: 01.11.2024 - 23.
Ort, Anfahrt, ...: K21 Ständehaus
K21-Infos: Katharina Sieverding
Öffnungszeiten: Di-So 1-18 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr, montags geschlossen (außer an Feiertagen).
Katalog: 34,00 Euro.
Führungen: sonntags, 15:00 - 16:00 Uhr, sowie jeden 1. Mittwoch beim KPMG Kunstabend (_Open House).
English Tour: 4.12.2024, 7 - 8 p.m.
Begleitprogramm:
17.11.2024 Linklaters Thementag für die ganze Familie mit Workshops und Aktionen, 11-17 Uhr, Eintritt frei.
7.12.2024, Familienführung "Von der Welt bis zur Sonne" 15-16:30 Uhr.